Simultan-Lektor 
Wir leben in stressigen Zeiten. Die Bahn streikt, die Kita streikt, die Post streikt, die Ampelmännchen streiken, aber die Elch-Posse streikt nicht. Immerhin ein Lichtblick.
Wir leben in stressigen Zeiten. Die Bahn streikt, die Kita streikt, die Post streikt, die Ampelmännchen streiken, aber die Elch-Posse streikt nicht. Immerhin ein Lichtblick.
Wenden
 wir uns anderen wichtigen Themen zu, nämlich Dingen, die man ändern 
kann. Die Sprache, ja, die Sprache, sie verkommt. Täglich, ach, was sage
 ich, minütlich wird es schlimmer. Kurz und gut, unsere Sprache geht den
 Bach hinunter, aber es gibt Lösungen. Jawohl, ich habe mir eine 
überlegt. Jeder sollte sich einen Simultan-Lektor anschaffen –
 das würde zum einen Ausbildungs- und Arbeitsplätze schaffen, zum 
anderen unsere Sprache retten. Das Studium zum Simultan-Lektor würde in 
der Regel 8 Jahre dauern, inklusive des Auswendiglernens des Dudens. 
Natürlich müsste diese Ausbildung eine grundsätzliche globale Bildung 
beinhalten. Ergo müsste der Auszubildende mindestens ein Einser-Abitur 
vorlegen, dann ein Grundstudium in Psychologie (für alle Fälle) und in 
BWL (man muss ja sein Gehalt ausrechnen können), am besten wäre ein 
Studium Generale. Im Kernstudium wäre dann natürlich die Sprache an sich
 vordergründig. 
Der
 Wortschatz der deutschen Standardsprache umfasst ca. 75.000 Wörter. Die
 Gesamtgröße des deutschen Wortschatzes wird je nach Quelle und 
Zählweise auf 300.000 bis 500.000 Wörter geschätzt. Wer mehr wissen 
will, der findet Genaueres unter: http://wortschatz.uni-leipzig.de/ 
Nach
 Beendigung dieses umfassenden Studiums steht einem Job nichts mehr im 
Wege. Einsatz würde man finden in der Politik, beim Fernsehen, in der 
Werbung, an Schulen, Universitäten, bei Autoren und eigentlich überall, 
sogar in privaten Haushalten. Praktisch sähe das dann z. B. so aus: 
Er: „Ey Alte, hol ma Bier.“ 
S.-L.: „Liebste,
 könntest du mir bitte ein alkoholhaltiges, gekühltes und frisch 
gegorenes bayrisches Grundnahrungsmittel aus dem Kühlgerät mitbringen? 
Ich wäre dir dafür sehr dankbar.“ 
Na, und schon wäre der Abend gerettet. Ein enormer kommunikativer Fortschritt, wie ich finde. 
Stellt
 euch vor, wie entspannt dann das Leben wäre. Jeder sollte einen haben 
und von ihm lernen. Die sprachlichen Missverständnisse würden sofort 
wegfallen, der Umgangston wäre freundlicher und letztlich würde die 
Sprache nicht verkommen. 
Man könnte sich das natürlich auch sparen –
 ein Simultan-Lektor kostet einiges (Anfangsgehalt liegt monatlich bei 
49.566 Euro nach Abzug der Steuer, da er Ihnen oft unter Lebensgefahr 
das Sprechen beibringen muss) –,
 indem man schlicht und ergreifend auf das achtet, was man wie sagt und 
nicht jeden mit seinem Müll einfach und oft ungefragt zutextet. 
In diesem Sinne einen kommunikationsbedachten Tag … euer Elch
Dieser Text wurde simultan und schriftlich lektoriert :-) 

