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Mittwoch, 8. Januar 2014

Max und wie alles begann *g

Es war einer dieser furchtbar tristen Abende im November. Ich saß, nachdem ich meinen Brotberuf erfüllt hatte, der Max und mich durch den Monat brachte, am Schreibtisch. Ich wusste, dass ich an diesem Freitagabend viel arbeiten musste, ein neues Buch ist immer arbeitsintensiv. Mein Kater Max hatte es sich bequem gemacht auf dem großen Schreibtisch. Er liebte es, da zu liegen und mich zu beobachten, wenn er genug gefuttert hatte und zufrieden in der Nähe der warmen Heizung und Schreibtischlampe schnurrend vor sich hin träumen konnte. Gelegentlich schaute er dann aus dem Fenster und blinzelte in den Himmel.
Manchmal wünschte ich mir, selbst ein Kater zu sein.
"Ich dachte, dir geht es gut, mein kleiner Freund?" Ich sah ihn an und er blinzelte mich mit seinen grünen Augen an. "Na, alles gut, mein Dicker?", entfuhr es mir, denn ich sprach natürlich mit meinem Kater, er wusste Dinge über mich und von mir, da würde so mancher etwas für geben, aber er war nun wirklich ein sehr verschwiegener Freund.
"Gar nichts ist gut", antwortete er mir plötzlich.
Ich saß wie erstarrt an meinem Schreibtisch und dachte, ich hatte wohl nicht mehr alle Tassen in der Tüte.
"Hilfeeeeeee, mein Kater spricht!", entfuhr es mir fast lautlos.
"Na klar, spreche ich, warum auch nicht! Wozu deine aufkommende Hysterie? Elche und Schafe sprechen doch auch, du bist doch schuld, du hast sie animiert." "Ichhhhh??"
"Ja, wer denn sonst, also bisher war immer alles in Ordnung, da konnte ich schweigen, aber jetzt ist es das eben gerade nicht."
Ich schluckte und dachte: Wahnvorstellungen, ich brauche einen Psycho-Doc oder am besten gleich in die Klinik. 
"Fasse dich mal in Vernunft, mein Freund!", sagte Max zwinkernd. "Ich habe Zahnschmerzen und es wäre sinnvoll, mal einen Tiersachverständigen zu konsultieren. Diese Britta oder so, wo du mich immer hinschleppst, wenn mir gar nichts fehlt."
"Öhm… Bildung scheinst du ja zu haben", sagte ich ein wenig verwirrt, denn ein sprechender Kater, so etwas war nun ja schon sehr merkwürdig. Ich meine, jeder weiß, dass ich ein Autor bin, der ungewöhnliche Dinge erlebt und schreibt, aber ein sprechender Kater?? Und was, wenn ich das berichten würde, man würde mich doch glatt einsperren. 
"Kümmerst du dich bitte mal um meine Zahnschmerzen, statt dumm aus der Wäsche zu gucken!"
"Äh…, ja sofort, nur entschuldige mal, ich bin es nicht gewohnt, dass mein Kater mit mir spricht."
"Ich weiß ja schon, dass ich Personal bin, aber das ist dann doch ein wenig viel." Er lächelte, trotz Schmerzen. "Immerhin, mein Lieber, habe ich es geschafft, dich mal aus der Fassung zu bringen, das sind die Geister, die du riefst."
Ich griff zum Telefon. Britta musste her oder wir hin. Nach kurzem Klingeln meldete sie sich. Ich erklärte ihr das Problem, Max habe Zahnschmerzen. Sie lachte und sagte:
"Das war zu befürchten, beim letzten Besuch klagte er schon ein wenig darüber, aber er hatte Angst vor dem Ziehen des Zahns."
"Wie, er klagte darüber???"
"Na, er sagte es mir."
"Er tat was?"
"Er sagte es mir, bist du schwerhörig?"
"Nee, du willst mir doch jetzt nicht sagen, dass er es dir gesagt hat?"
"Na sicher, wir haben tolle Gespräche gehabt, die Kastration fand er übrigens übel."
Mir fiel der Hörer fast aus der Hand.
"Und nun??"
"Na, bringe ihn her und wir ziehen den Zahn." 
"Gut, ich bin in 15 Minuten da." Ich legte auf.
"Max, wir gehen jetzt zu Britta. Nein, ich fange dich nicht ein, du wirst ohne Korb neben mir im Auto Platz nehmen und du wirst jetzt nicht mit mir deine Diva-Nummer abziehen. Ich bin genervt genug. Ich bin völlig überarbeitet und dann auch noch ein sprechender Kater und eine Tierärztin, die das weiß. Max, wir gehen jetzt!"
"Okay, aber trägst du mich zum Auto?"
"Na gut, wenn es sein muss, also komm her." 
Ich hob Max hoch und betrachtete ihn.
"Du armer Kerl, Zahnschmerzen und dann nix sagen."
Tiefes Mitgefühl brachte ich ihm entgegen, denn wer kennt das nicht: Zahnschmerzen und dann Angst vor dem Zahnarzt. Ich setzte Max dann doch vorsichtig in seinen Korb und dann in das Auto, schon aus Gründen der Sicherheit. Ich erkundigte mich:
"Tut es sehr weh?"
"Ja, höllisch!", jaulte es aus dem Katzenkorb. Ich sprach beruhigend auf ihn ein:
"Wir sind ja gleich da."
Britta empfing uns lächelnd.
"Na, Max, dann wollen wir doch mal, kommt vom heimlichen Naschen." 
"Naschen?"
"Ja, er klaut immer gerne mal Zucker und Bonbons, völlig ungeeignet für Katzen."
"Du klaust meine Bonbons??" 
"Ja, manchmal", entfuhr es Max zerknirscht.
"Na ja, und Zähneputzen ist ja nicht dein Ding", entfuhr es mir. Kein Wunder, dass ich manchmal denke, ich habe zu viele Bonbons gegessen. Na, das Ergebnis habe ich ja jetzt.
Britta betäubte ihn, er ließ die Spritze klaglos zu und dann, schwups, war der Zahn draußen.
Nach 20 Minuten verließen wir die Praxis, versehen mit allen Tipps und einigen Medikamenten gegen die Schmerzen.
"Nun, wie fühlst du dich, Max?" 
"Danke, geht schon."
"Bonbons?" 
"Ich liebe sie so sehr und sie duften immer so verführerisch."
"Hm…, ich verstehe dich", sagte ich leise, "aber sie sind nicht gut für dich und ich verspreche, ich kaufe keine mehr, damit du nicht in Versuchung kommst, und ab morgen putzen wir Zähne, verstanden??"
"Ja, aber ich laufe dabei nicht in der Wohnung herum, so wie du."
"Nein, das musst du nicht, Max."
Max verzog das Gesicht, er hatte Schmerzen, aber er hatte auch begriffen, dass Bonbons nicht gut für ihn waren. Zu Hause legte er sich auf seinen Platz am Schreibtisch. Ich konnte endlich beginnen zu arbeiten, aber irgendwas klingelte. Ich schreckte hoch. Max sah mich an. Ich sah Max an.
"Na, alles klar, mein Dicker, keine Schmerzen mehr?"
Max schwieg, ich schaute auf die Uhr: 3.46.
Was für ein Traum, dachte ich. Max klaut Bonbons und hat Zahnschmerzen.
Ich beschloss, ins Bett zu gehen.
Als ich allerdings einige Tage später meine Kontoauszüge kontrollierte, stellte ich fest, dass meine Tierärztin mein Konto belastet hatte.
  

Dienstag, 7. Januar 2014

Nachmittagsgedanken

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber so langsam nervt mich die immer wiederkehrende Frage: Wie verkaufe ich meine Bücher und wie werde ich ein erfolgreicher Autor?
Wenn es so einfach wäre, einen Bestseller zu schreiben, dann würde ich euch das nicht verraten, denn so blöde kann ja keiner sein. Ich würde dann selbst einen schreiben. Also kann ich euch diese Frage nicht beantworten.
Wie man ein guter gelesener Autor wird, das dann schon eher, aber auch hier erteile ich ungerne Ratschläge, denn Ratschläge sind auch Schläge und so manchem müsste ich dann sagen: Such dir ein anderes Hobby, denn es interessiert die Welt nicht, was in deinem Leben so schiefgelaufen ist oder wie viel Frauen du flachgelegt hast (bedenke, Casanova wird immer besser sein als du). Es ist auch zu bezweifeln, dass die Welt interessiert, welche Therapien du gemacht hast, ob dein Dackel eine Grippe überstanden hat oder du das 7. Scheidungsdrama erfolgreich bewältigt hast, nach dem Motto: „Der Alten habe ich es gezeigt, das Haus gehört mir.​​“
Der Leser hat selbst genug Probleme, da braucht er nicht auch noch deine.

Ein gutes Buch soll entspannen, fesseln und den Leser in eine Geschichte bringen, an der er teilhaben kann, die er nachvollziehen kann, bei der er vielleicht sogar lachen kann.
Wer dennoch schreiben will und sich für einen unentdeckten Goethe hält, der sollte eins beherrschen: seine Muttersprache oder die Sprache, in der er zu schreiben gedenkt. Es gibt nichts nervigeres als ein Buch, in dem ständig der Kasus wechselt, er nicht mal erkannt wird. Das verdirbt den besten Plotgedanken. Hinzu kommen noch illustre Rechtschreibfehler (aber Word-Korrektur macht das schon). Weit gefehlt.
Ein gutes Lektorat, das macht es. Da wird aber gespart und gegeizt. Ich habe in meinen vielen Jahren des Schreibens einige Lektorate verschlissen und ich sage das ganz bewusst. Ich habe teure Lektoren gehabt, die waren unfähiger als ich selbst und haben Verschlimmbesserungen durchgeführt, dass man es nicht glauben kann. Ein gutes Beispiel dafür ist mein erstes Buch. Ich hatte sogar mal einen Prof. für Germanistik. Ich hoffe sehr, er hat das Lektorieren gelassen, denn er übersah mal eben locker 1.​​000 Fehler im Buch. Heute habe ich ein gutes und vernünftiges Lektorat. Zugegeben, es ist auch nicht billig, sondern liegt preislich im Durchschnitt, aber es lohnt sich, denn ich möchte nicht, dass es in meinem Buch Fehler gibt, welche den Lesefluss stören.

Dann kommen wir zu dem illustren Punkt des Covers. Das sollte ein Aushängeschild sein und ein Hingucker und nicht die tolle Zeichnung von Tante Agathe oder, huch, meine Tochter malt so schön. Damit lockt man keinen hinter dem Ofen hervor. Als Autor ist man eine MARKE und genau darum geht es in der Vermarktung. Es fällt auf den Autor zurück, wie sein Buch präsentiert wird in der Öffentlichkeit.

Ich sehe auch oft solch illustre Homepages. Da könnte ich mich manchmal vor Lachen zerrupfen. Tonnen von Tags, die keinen interessieren, so was kann man verbergen. Es nervt auch ungemein, wenn der Besucher sieht, dass dort mindestens weitere 98.​​000 Fehler in Schrift und Bild vorhanden sind. Noch lustiger wird es, wenn ungefähr 5.​​000 Popups aufspringen, von Sex bis Anleitungen zum Bau einer Atombombe ist alles vorhanden, besonders schlimm auf Seiten von Kinderbuchautoren. Gutes Gelingen, kann ich da nur sagen, vielleicht wartet der Jugendschutz demnächst vor der Tür, wissen kann man das nie.
Autoren stehen in der Öffentlichkeit, jedenfalls dann, wenn man erst genommen werden will.

Ganz schlimm ist dann noch diese, ja, sagen wir mal latent vorhandene Selbstüberschätzung: Mein Buch wird ein Bestseller, es wird verfilmt, ich werde der Autor aller Autoren, seht hin, ich habe jetzt schon ein Haus, ein Boot, einen Hubschrauber … Wer dann darüber mal nachdenkt, der sollte sich in Ruhe überlegen, ob er wirklich Menschen unterhalten kann und will oder ob er nur Kohle verdienen möchte. Dann empfehle ich ein gutes Studium und eine Managerkarriere, dann klappt das schon mit dem Erfolg. Und wer berühmt werden will, der erschlägt am besten seinen Nachbarn, dann ist er im Fernsehen, zumindest für einen Tag.
Gute und bekannte Autoren, die sind anders, die schreiben und machen nicht so ein öffentliches Theater um sich und ihre Person.

In diesem Sinne: fröhliches Weiterschreiben, vielleicht klappt´s ja mit dem Bestseller ;​​-)