Erfolglose Autoren – Erfolglose Pseudoverleger
Wie wir alle wissen, ist „Erfolg“ ja relativ anzusehen. Über mich sagte kürzlich ein erfolgloser Versicherungsagent, nach seiner erfolgreichen Insolvenz, ich sei ein erfolgloser Autor und bei mir sei nix zu holen. Muss ich also daraus schließen, dass er was bei mir holen wollte? Man will ja nichts unterstellen, aber irgendwie stinkt das schon zum Himmel, aber was will man erwarten von einem, der seine Gläubiger letztlich um ihr Geld gebracht hat, denn nichts anderes ist ein Insolvenzverfahren für mich (Nach dem Motto: Ist ihm nichts gelungen, macht er in Versicherungen).
Was aber stört es eine Eiche, wenn ein Schwein sich an ihr kratzt. Mir entlockte diese im Kern schon unwahre Aussage nicht einmal ein müdes Lächeln.
Was sollte man auch dazu sagen? Ich denke, „Erfolg“ als Autor begründet sich darin, dass man ein gerne gelesener Autor ist, und ich glaube, ich habe meine Fans und Leser, und damit bin ich aus meiner bescheidenen Sicht, nur für mich gesehen, erfolgreich. Ich lade meine Leser in eine Geschichte ein, und wenn sie eins meiner Bücher im Regal stehen haben, dann freut mich das. Ich muss also keine Bestseller schreiben, denn wer schreibt die schon? Es ist ein Irrtum, den viele begehen. Bestseller schreibt man nicht, sie werden von Werbung und Marketing gemacht. Dazu muss der Verlag, ich meine jetzt den Publikumsverlag wie etwa Lübbe oder Bertelsmann etc., investieren. In den Autor und in das Buch. Und je nachdem, wie hoch das Investment ist, danach richtet sich dann der Erfolg. Dazu braucht der echte Verleger Gespür, Geschick und Fachwissen aus der Branche sowie das berühmte Quäntchen Glück. Wenn das alles zusammenkommt, dann hat ein Verlag und damit auch der Autor Erfolg. Dazu kommt, dass an einem Bestseller ganz viele Menschen mitarbeiten, die vom Verlag bezahlt werden und die für den Verlag arbeiten.
Bei Pseudoverlagen sieht das ganz anders aus. Sie wollen nur das Geld des Autoren, nicht aber erfolgreiche Autoren, denn dann müssten sie investieren und das ist immer ganz schlecht bei solchen Verlagen. Sie verkaufen eine Illusion und leben in einer Pseudologie, die letztlich irgendwann jedem klar werden muss. Die Verkaufszahlen sprechen da eine ganz deutliche Sprache. Ich persönlich habe noch nie einen erfolgreichen Autor bei einem Pseudoverlag kennengelernt. Die gibt es auch nicht, denn erfolgreiche Autoren werden von Publikumsverlagen verlegt und man glaubt es kaum, aber die werden sogar bezahlt. Meistens besteht ein Pseudoverlag aus einer One-Man-Show mit HIWIs. Dem Autor werden aber Mitarbeiter vorgegaukelt. Na ja, der Clou aber ist manch tolle Auslandsexpandierung. Da wird dann mal eben schnell eine Außenstelle gegründet, gibt es schon für ca. sieben britische Pfund, und schwupp hat man eine Ltd., und immer schön an der Steuer vorbei.
Ich halte mich weiß Gott nicht für Einstein, aber ich habe einen gesunden Menschenverstand. Als ich vor einiger Zeit selbst an einen solchen Verlag geriet und man mir selbst auf meine Nachfrage hin versicherte, man sei kein Pseudoverlag, hatte ich dennoch kein gutes Bauchgefühl. Als ich dann nach dem angeblichen Lektorat unzählige Fehler in meinem Manuskript kritisierte, erhielt ich eine Rechnung und sollte auch noch für dieses Lektorat (was ein angeblicher Professor für Germanistik gemacht haben sollte – später erfuhr man von anderen Autoren, dass es diesen gar nicht gab) und den aufwendigen Satz in InDesign schlappe 5.800 Euro zahlen. Das Cover machte ich ja selbst und ein Satz in In Design war nicht zu erkennen (ich arbeite selbst mit diesem Programm). Somit war ich an einen Lektorats-Mastering-Covererstellungs- und Satzkostenzuschussverlag geraten. Letztlich wurde das Buch dann dort nicht verlegt (das konnte ich wenigstens verhindern, indem ich keine Druckfreigabe erteilte), auch wenn ich den Betrag zahlen musste in Form eines Vergleiches (Hinweis: Wer vergleicht, der will betrügen, eine alte Kaufmannsregel.) Ich zahle natürlich in Raten, damit die Pseudoverlegerin monatlich besser klarkommt, ich bin ja ein Menschenfreund.
Immerhin habe ich dafür meine Rechte wieder, wobei der Verlag das nicht so genau nimmt und nicht einmal in der Lage ist, mein Buch aus der Nationalbibliothek zu nehmen, von diversen Plattformen mal ganz zu schweigen. Daran sieht man, wie solche subversiven Unternehmen einen selbst angestrebten gerichtlichen Vergleich ernst nimmt ... Fair geht da wohl anders. Dennoch morden Elche nicht, … aber sie sind sehr nachtragend und vergessen nichts.
Es war eben alles für die Katz, aber es war eine Erfahrung, aus der sehr viel Positives für mich persönlich entstanden ist – so ist in allem Negativen auch etwas Positives enthalten.
Inzwischen ist mir das, wie wir hier in Köln sagen: „Latte“. Ich bin froh, dass ich das Ganze damals habe prüfen lassen, und bin somit eigentlich gut weggekommen. Ein bisschen Schwund ist ja bekanntlich immer, aber wer möchte schon auf Dauer mit solchen Menschen zu tun haben. Bonnie und Clyde waren dagegen jedenfalls noch ehrliche Gauner.
Darum prüfe, wer sich an einen Verlag bindet, es gibt immer bessere Alternativen.
"Elche morden nicht" ist ein gerne gelesener Krimi, und wenn die Leser wüssten, wie sehr ich um dieses Buch gekämpft habe, dann würden sie es vielleicht noch ein bisschen lieber mögen. Jedenfalls habe ich mein Buch geschützt, denn wie sagt meine Frau immer: „Jedes Buch hat eine Seele.“ Und jeder Autor auch. Erfolg ist so relativ und so schnell verraucht und letztlich bleibt nur eine Geschichte, in die man die Leser eingeladen hat. Zu schade, um bei erfolglosen Verlegern mit Krönchen und Fürsten-Titelchen und Prinzengetöse zu versauern. Pseudoverlage jedenfalls sehen mich nie mehr wieder. Ich bin ein zufriedener Selfpublisher. Und Geld? Na, das ist relativ.
Ich glaube, Erfolg setzt voraus, dass man als Mensch erst einmal integer ist, dass man sich bestimmte charakterliche Grundeinstellungen erarbeiten sollte: Freundlichkeit, Wertschätzung und Respekt sowie die Achtung vor jedem Menschen und Lebewesen. Erfolg zeichnet sich für mich nicht in klingender Münze aus. Wer nur seine finanziellen Vorteile sieht, der wird nie wirklich erfolgreich und glücklich sein. Erfolg ist für mich nicht, wenn die Verkaufszahlen der Bücher steigen, sondern wenn ich Menschen erreiche und sie zum Lächeln und Nachdenken bringe. Das kann keine Verkaufszahl wiedergeben. Bevor ich in meinem Beruf erfolgreich bin, ist es mir persönlich wichtiger, erst einmal als Mensch erfolgreich zu sein, indem ich mich wertschätzend verhalte, meinen persönlichen Egoismus zurückfahre, ohne mich dabei zu vergessen. Mit Neid, Missgunst und Lüge im Herzen wird man nicht erfolgreich, das sind nur kurze und falsche Erfolge, das ist ähnlich wie mit Siegern und Verlierern. Wenn ich etwa bei einem Spiel gewonnen habe, dann sollte ich mich nicht nur freuen, sondern auch den Verlierer sehen und ihn nicht in meiner Freude untergehen lassen. Denn jeder steht auch mal irgendwann auf der Verliererseite. Empathie und Wertschätzung sind auch nicht zu unterschätzende Komponenten des erfolgreichen Menschseins und erst danach bin ich Autor. In diesem Sinne, seid wachsam, Nachbarn …
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