Da denkt man sich nichts Böses und will mit seiner Liebsten
einfach mal nett zu Abend essen und gemeinsam entscheidet man sich für das
Lieblingsbrauhaus gleich ums Eck. Ein Tisch
ist schnell bestellt und der gemütliche Abend kann beginnen. Während wir noch in der Entscheidungsphase
sind, was wer isst, werden die georderten Getränke gereicht. Das Kölsch steht
vor uns und wir lesen mit Ruhe was es denn heute alles gibt. Nicht dass wir
etwa nicht schon längst in unserem Inneren wissen was wir essen werden, der
Mensch ist schließlich ein Gewohnheitstier, das gilt zumindest für mich. Ich
liebe nun einmal das Schnitzel mit dem Fuder Pilzen, während meine Liebste dazu
neigt immer neue Dinge zu probieren, vorzugsweise Fisch in allen Variationen,
schauen wir dennoch in die Speisekarte, denn man könnte ja auch einmal etwas
köstliches übersehen.
Wir bestellen, sie den Fisch, ich das Fuder Pilze mit dem
Schnitzel und dazu den Salat.
Während wir auf unser
Essen warten betritt ein anderes Paar
den Gastraum und nimmt am Nebentisch Platz. Er ein gemütlicher 60iger und sie
in etwa dem gleichen Alter. Er wirkt eher locker und gelassen, während sie eine
typische Zicke ist, die ¾ Hosen trägt und einen Pudel ihr Eigentum nennt. Der
Pudel hat Ähnlichkeit mit ihr, oder sie mit ihm, so genau kann man das nicht
sagen. Sie mit Klunkern behangen, so dass sie jedem Christbaum Konkurrenz machen könnte,
während er eher ein wenig distinguiert aussieht. Sie legt ihr Handy und die
Leine des unerträglich anmutenden Pudels auf den Tisch, während er die
Tageszeitung auf den Tisch legt.
Meine Liebste tritt mich unter dem Tisch, was so viel heißt
wie … starr da nicht so hin. Ich kann aber nicht anders und muss schon grinsen.
Wenn ich allerdings geahnt hätte, was da noch auf mich zukommt, dann hätte ich
mir das Grinsen verkniffen und wäre mit meiner Liebsten in die nächste Bratwurstbude geflohen.
Das Essen wurde serviert, wie immer war alles sehr lecker
angerichtet. Während der Ober die Teller und Schüsseln auf unserem Tisch
abstellt und ich noch schnell einen lächelnden Blick zu meiner Frau werfe,
klingelt das Handy. Nein, es ist nicht meins, es ist auch nicht das meiner
Frau, wir telefonieren während des Essens nicht. Nein, es ist das Telefon der ¾
Trägerin und ich höre sie mit einer Stimme keifen, die mir die Nackenhaare in
die Höhe treiben.
„Ach, Trudi schön das du anrufst, ich bin hier gerade mit
Ben-Georg beim Essen, es war so schwer einen Tisch zu bekommen …“
Ich schaue mich um und stelle fest es sind noch 10 Tische
leer zu dieser Stunde. Halblaut sage ich:
„Nee gar nicht hier kann man noch den 1 FC unterbringen.“
Dafür ernte ich einen tödlichen Blick der Nachbarin.
Ich fange an mit meinem Schnitzel und versuche die
Unterhaltung am Nebentisch auszublenden. Meine Frau sieht mir meine hilflosen
Versuche an und amüsiert sich über mich in ihrer bekannt liebenswürdigen Art.
Ich will gerade in mein Schnitzel beißen, da keift es am Nebentisch in den
Hörer: „Nee Trudi dat Chantal, von der Olschewski ist jetzt im Pudelsalon, du
kannst dir nicht vorstellen, was die mit dat Berta gemacht hat. Unser Berta ist
nun ganz und gar versaut, der Schnitt passt gar nicht zu ihr …“
Ich schaue in Richtung Tisch der Nachbarn und sehe da den
Pudel sitzen, der aussieht als sei er unter einen Rasenmäher geraten und dann
noch eingefärbt in hellem Blau oder Bleu mit einem Hauch von Flieder. Ich schlucke
schwer an meinem Schnitzel und meine Frau lächelt mir aufmunternd zu.
„Schmeckt es dir Schatz?“ Ich schlucke den Bissen hinunter und murmele: „Ohne den gierigen Blick des arglistig wirkenden Pudels würde es mir besser schmecken und ohne Chantal die Pudeltrimmerin.“
„Schmeckt es dir Schatz?“ Ich schlucke den Bissen hinunter und murmele: „Ohne den gierigen Blick des arglistig wirkenden Pudels würde es mir besser schmecken und ohne Chantal die Pudeltrimmerin.“
Meine Frau beginnt schallend zu lachen. Die ¾ Trägerin
kreischt genau in dem Moment los. Was denn dieses affige Lachen soll, das sei
nicht lustig.
Ich schaue konsterniert zu der Dame herüber und frage sie,
was sie denn für eine Vertreterin sittlicher Indifferenz sie sei. Meine Frau
schaut lächelnd auf ihren Teller und bemerkt dann zu mir: „Schatz der Fisch ist
wirklich köstlich.“
Ich wende mich wieder meinem Schnitzel zu und höre wie
erstarrt die Teile des Gespräches dieser Person.
Nach dem ich nun weiß das der Pudel ruiniert ist, man in dem
Restaurant was halb leer ist, nahezu Stunden auf einen Tisch warten muss, man
am nächsten Tag zum Frisör muss, das die Nachbarin Käthe wieder zu laut mit
ihrem Papagei gesprochen hat, das Onkel
Herbert Rheuma hat, die Tochter einen Chinesen liebt und der 3 Enkel ein
mathematisches Genie ist, Tante Agatha sich das Rauchen abgewöhnt hat, weil sie
nun Lungenkrebs hat und die besagte ¾ Trägerin demnächst nach Bad Hohenlohe zur
Kur aufbricht, habe ich mein Schnitzel vertilgt, meine Frau ihren Fisch und ich
verlange genervt die Rechnung. Während am Nebentisch das Essen aufgetragen wir,
der Pudel bekam auch ein Gericht, es war das jüngste was der Koch eigens kreiert
hat und ich mir dachte, der Abend hätte so schön sein
können. Noch während wir aufstanden warf ich einen Blick auf den Mann, der
schweigend die Zeitung las und ich musste fast wie unter Zwang leise zu ihm sagen: „Wenn sie mal eine gute
Scheidungsanwältin brauchen, ich kenne da eine …“
Er lächelte mich an und sagte dann: „ Sie glauben doch
nicht, dass ich mit so einer exponierten Dame verheiratet wäre, das ist nur
meine Schwester und meine Frau hat schon seit Jahren immer an diesem Tag
Migräne, wenn meine Schwester Geburtstag hat.“ Ich lächelte und grinste zu meiner Frau die
langsam in Richtung Ausgang verschwand …